angelsfall
Routinier
Hallo,
im folgenden ein kleiner Erfahrungsbericht bezüglich oben genannter Windowmanager.
Einleitung
Da ich dass Bedürfnis hatte, einen neuen Windowmanager zu verwenden (bisher XFCE), habe ich mich durch Foren und Philosophien gekämpft, um einen geeigneten zu finden. Da kaum Informationen über diese weniger bekannten WMs verfügbar sind, geschweige denn irgendwelche Erfahrungsberichte, versuche ich die Lücke mit diesem kleinen Bericht etwas zu schließen.
Anforderungen
Eines sollte er auf alle Fälle sein: schlank. Während meiner Suche bin ich auf die mit Frames arbeitenden Windowmanager (u.a. Ratpoison, Ion) gestoßen, deren Konzept ich bis dato noch nicht kannte. Da ich aber immer dahin tendiert habe, meine Fenster nebeneinander, aber auf keinen Fall überlappend anzusiedeln, waren diese praktisch eine Offenbarung. Auch die tastaturlastige Steuerung kam wie gerufen daher, da ich unter Linux sowieso alles verstärkt mit der Konsole mache, das andauernde Umgreifen zur Maus/Tastatur entfällt fast gänzlich. Einzig fürs Browsen brauche ich die Maus noch.
Allerdings bin ich Anfänger bezüglich Linux - mit wenig Zeit. Daher sollte der WM schnell zu verstehen sein und ohne große Konfigurationsmarathons meinen Bedüfnissen genügen.
Die Qual der Wahl
evilWM
evilWM ist wohl der spartanischste der Drei und beherrscht auch keine Frames. Lediglich einen ein-Pixel-breiten Rahmen malt er um die Fenster, deren Farbe man beim Aufruf bestimmen kann (quasi selbst skinnen). Er wird ebenfalls viel über Tastatur gesteuert, allerdings muss man für das Fenstermanagement doch des Öfteren zur Maus greifen. Man kann zwar per Tastatur durch die Fenster springen und diese schnell und einfach in alle vier Ecken des Bildschirmes verbannen und bei Überlagerung nach vorne/hinten holen/schieben, dennoch flog der Windowmanager schnell raus, da für mich die Frames "the way to go" waren.
Homepage: http://evilwm.sourceforge.net/
Screenshot: http://stuff.ollec.de/evilwm.jpg
Ratpoison
Ratpoison traf schon eher meinen Geschmack. Wenige Shortcuts, deshalb einfach zu lernen, dadurch auch eine relativ unkomplizierte Bedienung. Frames, wie ich es mir gewünscht habe. Schlank, keine Abhängigkeiten abgesehen vom x-server. Trotzdem ist er nicht der WM meiner Wahl geworden. Wieso? Sicher kann man es konfigurieren, aber der Aufruf des Kommandomodus ist mit [STRG]-[T] eine totale Verspannung für die Hand. Generell kam mir die Tastenbelegung sehr undurchdacht vor. Aber nun denn, dies soll nicht der Fokus der Kritik sein.
Man kann, wie ein frame-basierter WM es können sollte, die Arbeitfläche in Bereiche unterteilen, in die man Programme reinlädt. Nur ist Ratpoison so spartanisch, dass es diese nicht mit einem Reiter versieht. Bei vielen Frames wird das sehr unübersichtlich, besonders, weil der aktive Frame nicht sofort ersichtlich ist, sondern erst eine Tastenkombination darüber Auskunft gibt. Noch extremer wird es, wenn man in einem Frame mehrere Programme hat (vergleichbar mit Firefox - Tabbed Browsing). Da keine Reiter vorhanden sind, weiss man nicht, ob und wieviel und besonders was noch in dem Frame liegen könnte. Eine Tastenkombination verrät zwar, was alles offen ist, trotz dessen bleibt es ein Rätselraten. Ein weiterer Höhepunkt gegen eine ordentliche Usability aus meiner Sicht ist das Fehlen von virtuellen Desktops. Trotz der genialen Ausnutzung der Arbeitsfläche brauche ich noch mehr Platz, z.B. bekommt mein kompletter Browser einzig allein einen Desktop. Diese Gründe bewegten mich dazu, Ratpoison Ratpoison bleiben zu lassen.
Homepage: http://www.nongnu.org/ratpoison/
Screenshot: http://stuff.ollec.de/ratpoison.jpg
Ion
Ion macht so ziemlich alles besser, was ich an Ratpoison bemängelt habe. Die Tastaturshortcuts sind einfacher und durchdachter - allerdings auch eine ganze Reihe mehr. Dafür hat man eine größere Kontrolle. Man hat zehn virtuelle Desktops und vor allem: Reiter bei den Frames. Diese nehmen zwar wiederum etwas Platz weg, aber da man so und so eine perfekte Ausnutzung des Arbeitsplatzes hat, kann man sich diese (und sollte es auch) zur Übersicht gönnen. Ion lässt sich dadurch auch rudimentär skinnen. Es gibt einige sehr nette Skins, die aber, soweit ich das mitbekommen habe, nicht auf Bildern basieren. Man kann einen (von mir geliebten) flach aussehenden Look einstellen, mit und ohne Rahmen oder aber 3D-Skins. Natürlich in allen möglichen Farben. Dadurch wird Ion aber auch fetter. Es gibt sogar ein Menü, was der Entwickler sich eigentlich hätte sparen können, da ich das einzig zum Wechseln des Skins benutzt habe, was aber auch über eine config-Datei geht. Dadurch, dass Ion Lua als Skriptsprache einsetzt, sind besonders diesbezüglich einige Abhängigkeiten aufzulösen.
Ich kann nur von meiner Seite aus sagen, dass das Arbeiten mit Ion wirklich einfach und effizient ist. Endlich wird mein Bildschirm komplett ausgenutzt, keine Fenster, die sich mehr verstecken oder die ich übersehe. Sollte man zumindest einmal angetestet haben!
Homepage: http://modeemi.cs.tut.fi/~tuomov/ion/ (hier befindet sich auch eine schöne Erklärung, wieso Frames so sinnvoll sind)
Screenshot: http://stuff.ollec.de/ion.jpg
Fazit
Da es ja allgemein Geschmackssache ist, welchen WM man verwendet, will ich hier niemandem meine Meinung aufdrücken. Ich hoffe aber den Leuten, die sich für die oben genannten WMs interessieren, etwas geholfen und eventuell auch das Interesse des Einen oder Anderen geweckt zu haben.
Dies war nur eine kleine Auswahl von Windowmanagern, die auf meine Prämissen passten. Aber da man irgendwo anfangen und auch Grenzen setzen muss, belasse ich es bei diesen wenigen. Wer Erfahrungen mit anderen Windowmanagern einbringen möchte, sei dazu gerne aufgerufen!
{edit 20060307: Links auf Screenshots angepasst}
im folgenden ein kleiner Erfahrungsbericht bezüglich oben genannter Windowmanager.
Einleitung
Da ich dass Bedürfnis hatte, einen neuen Windowmanager zu verwenden (bisher XFCE), habe ich mich durch Foren und Philosophien gekämpft, um einen geeigneten zu finden. Da kaum Informationen über diese weniger bekannten WMs verfügbar sind, geschweige denn irgendwelche Erfahrungsberichte, versuche ich die Lücke mit diesem kleinen Bericht etwas zu schließen.
Anforderungen
Eines sollte er auf alle Fälle sein: schlank. Während meiner Suche bin ich auf die mit Frames arbeitenden Windowmanager (u.a. Ratpoison, Ion) gestoßen, deren Konzept ich bis dato noch nicht kannte. Da ich aber immer dahin tendiert habe, meine Fenster nebeneinander, aber auf keinen Fall überlappend anzusiedeln, waren diese praktisch eine Offenbarung. Auch die tastaturlastige Steuerung kam wie gerufen daher, da ich unter Linux sowieso alles verstärkt mit der Konsole mache, das andauernde Umgreifen zur Maus/Tastatur entfällt fast gänzlich. Einzig fürs Browsen brauche ich die Maus noch.
Allerdings bin ich Anfänger bezüglich Linux - mit wenig Zeit. Daher sollte der WM schnell zu verstehen sein und ohne große Konfigurationsmarathons meinen Bedüfnissen genügen.
Die Qual der Wahl
evilWM
evilWM ist wohl der spartanischste der Drei und beherrscht auch keine Frames. Lediglich einen ein-Pixel-breiten Rahmen malt er um die Fenster, deren Farbe man beim Aufruf bestimmen kann (quasi selbst skinnen). Er wird ebenfalls viel über Tastatur gesteuert, allerdings muss man für das Fenstermanagement doch des Öfteren zur Maus greifen. Man kann zwar per Tastatur durch die Fenster springen und diese schnell und einfach in alle vier Ecken des Bildschirmes verbannen und bei Überlagerung nach vorne/hinten holen/schieben, dennoch flog der Windowmanager schnell raus, da für mich die Frames "the way to go" waren.
Homepage: http://evilwm.sourceforge.net/
Screenshot: http://stuff.ollec.de/evilwm.jpg
Ratpoison
Ratpoison traf schon eher meinen Geschmack. Wenige Shortcuts, deshalb einfach zu lernen, dadurch auch eine relativ unkomplizierte Bedienung. Frames, wie ich es mir gewünscht habe. Schlank, keine Abhängigkeiten abgesehen vom x-server. Trotzdem ist er nicht der WM meiner Wahl geworden. Wieso? Sicher kann man es konfigurieren, aber der Aufruf des Kommandomodus ist mit [STRG]-[T] eine totale Verspannung für die Hand. Generell kam mir die Tastenbelegung sehr undurchdacht vor. Aber nun denn, dies soll nicht der Fokus der Kritik sein.
Man kann, wie ein frame-basierter WM es können sollte, die Arbeitfläche in Bereiche unterteilen, in die man Programme reinlädt. Nur ist Ratpoison so spartanisch, dass es diese nicht mit einem Reiter versieht. Bei vielen Frames wird das sehr unübersichtlich, besonders, weil der aktive Frame nicht sofort ersichtlich ist, sondern erst eine Tastenkombination darüber Auskunft gibt. Noch extremer wird es, wenn man in einem Frame mehrere Programme hat (vergleichbar mit Firefox - Tabbed Browsing). Da keine Reiter vorhanden sind, weiss man nicht, ob und wieviel und besonders was noch in dem Frame liegen könnte. Eine Tastenkombination verrät zwar, was alles offen ist, trotz dessen bleibt es ein Rätselraten. Ein weiterer Höhepunkt gegen eine ordentliche Usability aus meiner Sicht ist das Fehlen von virtuellen Desktops. Trotz der genialen Ausnutzung der Arbeitsfläche brauche ich noch mehr Platz, z.B. bekommt mein kompletter Browser einzig allein einen Desktop. Diese Gründe bewegten mich dazu, Ratpoison Ratpoison bleiben zu lassen.
Homepage: http://www.nongnu.org/ratpoison/
Screenshot: http://stuff.ollec.de/ratpoison.jpg
Ion
Ion macht so ziemlich alles besser, was ich an Ratpoison bemängelt habe. Die Tastaturshortcuts sind einfacher und durchdachter - allerdings auch eine ganze Reihe mehr. Dafür hat man eine größere Kontrolle. Man hat zehn virtuelle Desktops und vor allem: Reiter bei den Frames. Diese nehmen zwar wiederum etwas Platz weg, aber da man so und so eine perfekte Ausnutzung des Arbeitsplatzes hat, kann man sich diese (und sollte es auch) zur Übersicht gönnen. Ion lässt sich dadurch auch rudimentär skinnen. Es gibt einige sehr nette Skins, die aber, soweit ich das mitbekommen habe, nicht auf Bildern basieren. Man kann einen (von mir geliebten) flach aussehenden Look einstellen, mit und ohne Rahmen oder aber 3D-Skins. Natürlich in allen möglichen Farben. Dadurch wird Ion aber auch fetter. Es gibt sogar ein Menü, was der Entwickler sich eigentlich hätte sparen können, da ich das einzig zum Wechseln des Skins benutzt habe, was aber auch über eine config-Datei geht. Dadurch, dass Ion Lua als Skriptsprache einsetzt, sind besonders diesbezüglich einige Abhängigkeiten aufzulösen.
Ich kann nur von meiner Seite aus sagen, dass das Arbeiten mit Ion wirklich einfach und effizient ist. Endlich wird mein Bildschirm komplett ausgenutzt, keine Fenster, die sich mehr verstecken oder die ich übersehe. Sollte man zumindest einmal angetestet haben!
Homepage: http://modeemi.cs.tut.fi/~tuomov/ion/ (hier befindet sich auch eine schöne Erklärung, wieso Frames so sinnvoll sind)
Screenshot: http://stuff.ollec.de/ion.jpg
Fazit
Da es ja allgemein Geschmackssache ist, welchen WM man verwendet, will ich hier niemandem meine Meinung aufdrücken. Ich hoffe aber den Leuten, die sich für die oben genannten WMs interessieren, etwas geholfen und eventuell auch das Interesse des Einen oder Anderen geweckt zu haben.
Dies war nur eine kleine Auswahl von Windowmanagern, die auf meine Prämissen passten. Aber da man irgendwo anfangen und auch Grenzen setzen muss, belasse ich es bei diesen wenigen. Wer Erfahrungen mit anderen Windowmanagern einbringen möchte, sei dazu gerne aufgerufen!
{edit 20060307: Links auf Screenshots angepasst}
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