IEEE-Arbeitsgruppe 802

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Neue Herausforderungen

Thomas Schramm, Bernd Reder

Im März trifft sich die Projektgruppe 802 des Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) in Dallas zu ihrer ersten Tagung in diesem Jahr. Dort werden die Fachleute unter anderem über neue Normen für Wireless Networks sowie die Absicherung von Netzen auf der Medium-Access-Control-Ebene debattieren.

Im vergangenen Jahr konnte die Gruppe 802 des IEEE, die Standards für lokale Netze und Metropolitan Area Networks erarbeitet, mehrere Erfolgserlebnisse verzeichnen. Zu ihnen zählen die Verabschiedung des 10-Gi-gabit-Ethernet-Standards IEEE 802.3ae Mitte Juli sowie die Arbeiten an neuen Normen für Funknetze und »Ethernet auf der Ersten Meile« (IEEE 802.3ah). In den kommenden Monaten stehen unter anderem folgende Themen auf der Tagesordnung des Gremiums:

- die Weiterentwicklung von 10-Gigabit-Ethernet und Überlegungen, welche Datenrate als nächste angepeilt werden soll,

- Spezifikationen für Funknetze, die sich für den Einsatz in Fahrzeugen eignen,

- eine Lösung zur Absicherung von Netzen auf der MAC-Ebene. Das Projekt läuft unter dem Oberbegriff Link Security.

- Verfahren, um Ethernet mit 10, 100 oder 1000 GBit/s zum Endteilnehmer zu bringen, Stichwort Ethernet in the First Mile (EFM).

Zunächst zu den nächsten Evolutionsschritten bei 10-Gigabit-Ethernet. Innerhalb der IEEE-802.3-Gruppe hat sich eine »Study Group« mit der Bezeichnung 10GBase-TX formiert. Sie hat sich das ehrgeizige Ziel gesteckt, eine Spezifikation für 10-Giga-bit-Ethernet über Twisted-Pair-Kupferkabel zu erarbeiten. Diese Aufgabe ist alles andere als banal, wie die Erfahrungen mit 1-Gigabit-Ethernet über Twisted Pair (802.3ab) zeigen. Bereits bei dieser Datenrate waren komplexe Techniken erforderlich, um Entfernungen von 100 Meter zu überbrücken. Die Arbeitsgruppe will ein Verfahren entwickeln, mit dem sich 10-Gigabit-Ethernet über eine Distanz von 100 Meter über ein vierpaariges Kategorie-5-Kabel oder eine qualitativ hochwertige Twisted-Pair-Leitung übermitteln lässt.

Einen anderen Ansatz verfolgt die 10GBase-CX4-Gruppe. Beim letzten IEEE-802-Meeting, das im November auf Hawaii stattfand, verständigten sich deren Mitglieder auf einen Call for Interest (CFI). In ihm schlagen sie vor, 10-Gigabit-Ethernet über ein achtpaariges Twinax-Kabel mit 150 Ohm zu übertragen. Die Reichweite beträgt bis zu 15 Meter. Die Technik könnte dazu dienen, Switches in einem Stack miteinander zu koppeln oder Server zu verbinden, etwa in einer Serverfarm. Neben Cisco und 3Com sind auch Hewlett-Packard, Gore, Broadcom und Fujitsu in dieser Arbeitsgruppe vertreten.

Noch unklar ist, welche Highspeed-Ethernet-Version das IEEE als nächstes entwickeln wird. Dieses Thema wurde in den IEEE-Meetings nur am Rande diskutiert, um den kommerziellen Erfolg von 10-Gigabit-Ethernet nicht zu gefährden. Mehrere Halbleiterhersteller plädieren dafür, vom bisherigen Vorgehen abzuweichen, das die Erhöhung der Geschwindigkeit in Zehnerschritten vorsah - von 10 über 100 und 1000 MBit/s zu 10 GBit/s. Sie argumentieren, dass es wesentlich einfacher sei, Chips für 40-Gigabit-Ethernet zu entwickeln, als gleich 100 GBit/s ins Auge zu fassen. Zudem besteht bei dieser Variante die Möglichkeit, vier mal 10 Gigabit zu multiplexen und einen solchen Baustein mit einem vertretbaren Aufwand zu entwickeln.

Darauf wollen sich jedoch die Vertreter mehrerer Unternehmen nicht einlassen. Sie forcieren die Arbeiten an 100 GBit/s, um die Zehnerskalierung von Ethernet beizubehalten. Noch ist nicht abzusehen, welche Gruppierung das Rennen machen wird oder ob es gar zwei Working Groups geben wird, die Ansätze mit unterschiedlichen Datenraten entwickelt.

Funknetze für mobile Benutzer

Hektische Betriebsamkeit ist derzeit bei den IEEE-Studiengruppen angesagt, die sich mit funkgestützter Kommunikation befassen. Mit IEEE 802.11g steht ein Standard kurz vor der Verabschiedung, der Datenraten bis 54 MBit/s im 2,4-GHz-Band vorsieht. Geplant ist, die endgültige Fassung der Spezifikation im Juni oder Juli vorzulegen. Hersteller wie Linksys oder Proxim haben allerdings bereits »Pre-Standard«-Produkte für die neue Technik herausgebracht. Auch die Arbeiten an IEEE 802.11i sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Diese Norm sieht eine Reihe von Sicherheitsfunktionen für Funknetze vor, inklusive Authentifizierung auf Port-Ebene (IEEE 802.1x), einer besseren Schlüsselverwaltung und stärkeren Verschlüsselungsverfahren.

Ende 2002 wurde mit IEEE 802.20 eine neue Working Group eingerichtet. Sie beschäftigt sich mit dem »Mobile Broadband Wireless Access« (MBWA). Um dieses Thema kümmerte sich zuvor die Gruppe 802.16 BWA (Broadband Wireless Access). Die neue Arbeitsgruppe soll die physikalische und die MAC-Schicht für ein Breitband-Funknetz definieren, das lizenzpflichtige Frequenzbänder unterhalb von 3,5 GHz verwendet. Dieses Netz wird auf die Anforderungen mobiler Benutzer zugeschnitten sein, vom Fußgänger bis hin zu Usern, die sich in einem fahrenden Auto oder einem Zug befinden.

Vorgesehen ist eine Übertragungsrate von mehr als 1 MBit/s. Selbst in Fahrzeugen, die sich mit einer Geschwindigkeit von 250 Kilometern pro Stunde bewegen, soll die Datenkommunikation funktionieren. Das setzt allerdings entsprechende Roaming-Verfahren voraus, die eine Verbindung von einer Funkzelle zur nächsten weiterreichen. Die Anbieter von Funknetz-Systemen setzen gegenwärtig beim Roaming auf herstellerspezifische Lösungen, das bedeutet, die Produkte der einzelnen Firmen sind nicht interoperabel. Der Zeitplan von IEEE 802.20 sieht vor, dass der erste Normentwurf bis November oder Dezember dieses Jahres zur Abstimmung vorliegt. Der Standard soll bis Ende 2004 fertig sein.

Mehr Sicherheit durch »Link Security«

Mit einem Thema, das in den vergangenen Monaten vor allem im Zusammenhang mit Wireless LANs für Aufsehen sorgte, beschäftigt sich eine neue Studiengruppe: der Absicherung von Netzen auf der Link-Ebene, Stichwort »Link Security«. Im November etablierte das IEEE die »Link Security Executive Committee Study Group«. Ihre Aufgabe besteht darin, ein Rahmenwerk zu erarbeiten, das alle Netze auf Basis von IEEE 802.3 Art auf der MAC-Ebene schützt. Dieses Thema wurde bisher weitgehend vernachlässigt, nur die Gruppe 802.1x beschäftigte sich mit einer Lösung, bei der ein Radius-Server (Remote Authentication Dial-in User Service) erforderlich ist.

Die Link-Security-Gruppe will eine Lösung erarbeiten, die unabhängig vom Übertragungsmedium funktioniert, die Authentifizierung eines Users bei mehreren Serviceprovidern berücksichtigt und Roaming unterstützt. Die Vorarbeiten von anderen Working Groups, wie IEEE 802.11i, 802.15 und 802.16, sollen dabei mit einbezogen werden. Sobald erste tragfähige Vorschläge der Link-Security-Gruppe vorliegen, werden wir diese in NetworkWorld vorstellen.
http://www.networkworld.de/index.cfm?pageid=58&id=90468&type=detail
 

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